Fünf Generationen, mehrere Standbeine – die Schreinerei Reichel hat sich in über 120 Jahren Historie ein wirklich stabiles Fundament geschaffen. Aber der Reihe nach: Ende des 19. Jahrhunderts erfolgt der Start als klassische Bau- und Möbelschreinerei in der Westenfelderstraße 124, mitten im Wattenscheider Wohngebiet. Nach einiger Zeit kümmert sich die Schreinerei auch um Bestattungen im Ort – eine Säule, die bis heute Bestand hat.
Die Reichels machen sich mit präziser und zuverlässiger Arbeit immer mehr einen Namen. Doch die Stadtgrenzen, geschweige denn die Ruhr, werden dabei nicht überquert. Erst Mitte der 1960er-Jahre nimmt die Entwicklung Fahrt auf. Gründerenkel Josef „Jupp“ Reichel erweitert die Werkstatt im Wohnhaus Schritt für Schritt. Doch dann kommen die 80er. Der ganze Ruhrpott ist mit Schränken und Möbeln versorgt, die Aufträge nehmen ab. Zeit für die nächste Generation. Tochter Petra Reichel-Oliveri, Kauffrau und Inhaberin des kleinen Schreiner-Meisterbriefs, und ihr Mann Mano Oliveri, gelernter Kfz-Mechaniker und Tausendsassa, übernehmen mehr Verantwortung im Betrieb.
Das Risiko zahlt sich aus
Die Schreinerei stattet fortan zahlreiche Restaurants in der Umgebung aus, das Netzwerk in der Region wächst kontinuierlich. Eine Folge davon ist der Zuschlag für die Erneuerung des Bürgerbüros Bochum 1988. Die präzise Arbeit und das praktische Denken gefallen der Stadt – Rathaus und Stadtwerke folgen. Mittlerweile ist in der Westenfelderstraße zum dritten Mal an- und umgebaut worden. Doch die finale Reifeprüfung steht den Reichels erst noch bevor: die seinerzeit größte Baustelle Deutschlands – das Dreischeibenhaus in Düsseldorf. Nach der Brandkatastrophe am Flughafen der Landeshauptstadt muss das Hochhaus 1996 in Sachen Brandschutz auf den aktuellen Stand gebracht werden. Zig Etagen, unzählige Baufirmen, täglicher Stau, streikende Aufzüge und zickende Maschinen – das millionenschwere Projekt erschlägt die rund 20 Männer und Frauen in Wattenscheid förmlich. Doch an Aufgeben ist nicht zu denken. Täglich geht die gesamte Belegschaft an ihre Grenzen, um den augenscheinlich zu großen Auftrag zu bewerkstelligen. Und sie schaffen es. Die Reichels haben damit nicht nur ein Mammutprojekt gestemmt, sie haben auch die Gewissheit gewonnen, dass sie Großes leisten können.
Schränke für Schränke
Mit dieser Zuversicht startet der Familienbetrieb ins neue Jahrtausend. Und das ziemlich sportlich – im wahrsten Sinne des Wortes. Für eine Fitnesskette fertigen die Wattenscheider die Schränke für 30 Studios. 2005 übernimmt McFit die Kette – und die Schreinerei Reichel gleich mit. Aber nicht, ohne sie vorher auf Herz und Nieren zu testen. Mano Oliveri bringt einen ganz speziellen Auftrag mit nach Hause: ein einbruchsicherer Schrank für ein Studio, das immer wieder mit Diebstählen zu kämpfen hat. Die Schreiner stecken die Köpfe zusammen und liefern dem Marktführer aus Franken die gewünschte Lösung. Heute stattet der Betrieb über 350 McFit-Filialen weltweit und diverse kleinere Studios mit Schranksystemen, Theken und Wandverkleidungen aus. Allein 800 bis 1.000 Schränke verlassen die Schreinerei pro Woche. So hat sich der Familienbetrieb einen einmaligen Erfahrungsschatz aufgebaut, wie Wertsachen, Taschen und Kleidung optimal aufbewahrt werden können. Vom elektronischen Schloss über verstärkte Rückwände und spezielle Scharniere bis hin zu gummierten Griffen bleiben beim modularen Schranksystem keine Kundenwünsche offen. Das schaffen Petra Reichel-Oliveri und ihr Mann natürlich nicht alleine, sondern nur mit ihren Mitarbeitenden und zuverlässigen Partnern in allen Bereichen. Einer davon ist HOMAG. Und das ist dem dritten Geschäftsführer zu verdanken.
Nur eine Möglichkeit: HOMAG
Alexander Oliveri ist die fünfte Generation im Familienbetrieb und mittlerweile eben auch Geschäftsführer. Während seine Eltern das Kaufmännische und den Vertrieb abdecken, kümmert sich der gelernte Schreiner mit den Meistern um Arbeitsvorbereitung und Technik. Als der Platz im Stammhaus vor einigen Jahren dann wirklich ausging, fiel die Entscheidung für einen Umzug ins nahe Industriegebiet – zumindest teilweise. Denn der Familie war es wichtig, Handwerk und Industrie zu verbinden. In der Westernfelderstraße werden weiterhin die individuellen Anfragen bearbeitet, im Neubau die Großaufträge.
Die 2018 fertiggestellte Halle ist mit einer Kantenanleimmaschine, einer Plattenaufteilsäge und zwei Bearbeitungszentren von HOMAG bestückt. Weil Petra Reichel-Oliveri hohen Wert auf Design legt, greift der Innenraum des Gebäudes die Farbgebung der Maschinen auf. Warum nur HOMAG als Partner in Frage kam, erklärt Alexander Oliveri so nüchtern wie einleuchtend: „Mit unseren Maschinen von HOMAG hatten wir nie Probleme. Immer präzise, immer top verarbeitet. Und im Servicefall hat ein Anruf gereicht und der Techniker war gleich da. Darüber hinaus wollten wir nur einen Maschinenanbieter in der Halle haben. Damit die Bedienung einheitlich ist und wir die Werkstatt gemeinsam planen können.“ So ist es dann auch geschehen. Mittlerweile sind alle Maschinen doppelt besetzt, Stillstände demnach ausgeschlossen. Manche Prozesse mussten sich zu Beginn noch einpendeln, die neuen Maschinen waren mitunter so schnell, dass selbst die erfahrensten Schreiner nicht hinterherkamen.
Das Handwerk im Fokus
Genau diese Erfahrung ist im Familienbetrieb hoch angesehen. Durch Erfahrung entstehen Innovationen. Durch Erfahrung entsteht neues Wissen. Darum arbeiten immer wieder pensionierte Altgesellen in der Werkstatt mit, um den jungen Kollegen den einen oder anderen Kniff mit auf den Weg zu geben. Wenn dann gemeinsam am Massivholz gewerkelt wird, leuchten die Augen bei allen Beteiligten. Denn im Endeffekt sind alle bei der Schreinerei Reichel aus demselben Grund dort: der gemeinsamen Arbeit mit Holz. Diese Leidenschaft möchte die Familie aktiv weitergeben – an momentan sechs Auszubildende. So versucht die Schreinerei dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und gleichzeitig das Handwerk hochzuhalten. Darum werden Aufträge, die aus Zeitgründen nicht angenommen werden können, an befreundete Betriebe aus der Region weitergegeben. In Wattenscheid wissen sie eben, wo sie einmal angefangen haben. Und sind dankbar dafür, wo sie heute stehen.
„Für die neue Halle kam für mich nur HOMAG infrage. Mit allen anderen Herstellern hatten wir immer wieder Probleme. Nur HOMAG hat uns in Sachen Zuverlässigkeit und Service nie im Stich gelassen.“Petra Reichel-Oliveri, Geschäftsführerin
Mehr zur Schreinerei Reichel
Produkte: Fitness, Bauelemente, Bestattungen, Innenausbau
Ort: Bochum-Wattenscheid, Deutschland
Gründung: 1896
Mitarbeiter: 50
Erste HOMAG: 1992
Maschinenpark von HOMAG:
- Kantenanleimmaschine EDGETEQ S-500
- Vorheizstation XES 200
- CNC-Bearbeitungszentrum CENTATEQ P-200
- Plattenaufteilsäge SAWTEQ B-300 profiLine
- CNC-Bearbeitungszentrum DRILLTEQ V-500
- Vakuumbeschickung HBX 150