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Ein Teil des neuen Fabriklayouts von Nexis 3 in einer 3D Ansicht

USA: Auf dem Weg zur Hightech-Firma

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04.07.2016   |   Rochester   |   Vereinigte Staaten von Amerika

  • VORHER: Die alte Montagelinie, noch an einem anderen Ort und von zwei Seiten zu bedienen.
  • NACHHER: Die neue Montagelinie - Zugehörige Arbeitsplätze wurden an die Linie gebracht.
  • NACHHER: Montagelinie mit Beschlägeregal.

Die Stadt Rochester liegt am Lake Ontario im Staat New York und ist vor allem durch Kodak und der sogenannten “Garbage Plate” (ein Gericht, bestehend aus zwei Cheeseburgern, Pommes Frites und Nudelsalat) bekannt. Neben diesen Berühmtheiten hat aber auch die Möbelindustrie einen Platz in der schönen Stadt gefunden. In einem Fabrikgebäude, in dem früher Ford Teile für Autos produzierte, fertigt Nexis 3 Ladenbau- und Büromöbel, unter anderem  für namenhafte deutsche Hersteller.

Steve Schoenacker, der Eigentümer von Nexis 3, hat bis heute wirklich unglaubliches geleistet. Er startete vor etwa 15 Jahren mit einigen Kleinmachinen im Alter von 20 Jahren. Auf Basis eines Finanzierungsangebots von Stiles Machinery (Vertriebsgesellschaft) kaufte er sich eine Fräse, eine Säge und einen Dickenhobel. Heute ist Nexis 3 mit etwa 20 Mitarbeitern und knapp 6000m2 Produktionsfläche am Scheideweg vom Handwerk zu einer industriellen Produktion.

Genau hier zeigte sich auch das Problem: Steve befand sich an einem Punkt, an dem es einfach nicht mehr weiter ging. Die Auftragsbearbeitung, von der Arbeitsvorbereitung bis zur Fertigung über die  komplexen Bestellungen war mit hohem Aufwand verbunden. Neue Investitionen in Maschinen und Arbeitsplätze waren nötig. Es war für Ihn schwierig, die Bestellungen zu überblicken und terminlich abzuschließen. Nächte saß er an Layout Planungen und schaute sich Software Demos an, kam aber einfach nicht weiter, es war keine Verbesserung in Sicht.

Im Herbst 2015 kam der Kontakt über Stiles zu SCHULER Consulting zustande. In Gesprächen erklärte Steve seine Vision und sein Ziel, das er mit Nexis erreichen wollte und startete schließlich ein Projekt zusammen mit Schuler.

Die Aufgabenstellung

Steves Vision ist es, als Zulieferer Möbel für größere Büro- und Ladenbauunternehmen zu produzieren. Die Bestellung und Auftragsannahme soll komplett über einen Online-Produkt Konfigurator erfolgen. Die Arbeitsvorbereitung und die Produktion sollen Papierlos erfolgen und die Produktionsdaten automatisch generiert werden. Die effiziente Arbeitsvorbereitung soll es ermöglichen, komplexe Möbelaufträge und ständig wechselnde, neue  Anforderungen der Kunden mit wenig personellem Aufwand zu erfüllen.

Das Projekt wurde in drei Projektabschnitte geteilt:

Die Anforderungen von Steve sind für SCHULER nichts Neues. Immer mehr Unternehmen in der Möbelindustrie konzentrieren sich auf eine gute  IT, um damit eine hochflexiblen Fertigung zu realisieren. Im Grunde genommen ist eine gute IT-Infrastruktur die Grundvoraussetzung für eine flexible Fertigung, die im besten Fall bei der Auftragsannahme beginnt. Mit einer guten IT-Infrastruktur setzten sich außerdem gerade kleinere Unternehmen von größeren Konkurrenten ab, einfach weil sie flexibler auf komplexe Kundenanforderungen reagieren können.

Die Projektphasen

Das Projekt startete mit der Fabrikplanung, die neben der Layoutplanung auch die Arbeitsplätze und Arbeitsweise von Nexis 3 untersuchte. Um sich erst mal ein Bild der derzeitigen Maschinenzusammenstellung und Maschinenleistung, sowie der Auslastung der Maschinen zu verschaffen, wurde eine Produktionsmengenmatrix erstellt. Sichtbar wurden dabei vor allem Engpässe in der Produktion, aber auch schlummerndes Kapazitäts - Potentiale an den Maschinen.

Die Fabrikplanung sollte auf einen 5 Jährigen Planungshorizont mit mehreren Erweiterungsmöglichkeiten geplant werden, je nachdem, wie sich die Firma entwickelt. Dafür wurde zusammen mit Nexis eine Wachstumsprognose erstellt und die Mengenmatrix auf die zukünftigen Ziele projiziert. Auf Basis der zukünftigen Anforderungen können dann Neu-Investitionen geplant und zeitlich eingegrenzt werden, es entsteht ein Wachstumsplan für die Fabrik mit mehreren Entwicklungsmöglichkeiten, die bereits platztechnisch im Layout berücksichtigt sind.

Die Arbeitsplatzplanung nahm ebenfalls einen wichtigen Stellenwert bei der ersten Projektphase ein. Nexis hatte zu der Zeit einen großen Auftragsbestand und musste etwas in seiner Montage umstellen, um alle Aufträge termingerecht abzuschließen. Die Montage war zu diesem Zeitpunkt definitiv der Engpass. Steves erste Idee war es,  in eine neue Korpus Presse zu investieren, jedoch wurde die alte bei weitem nicht ausgelastet, betrachtete man die reine Presszeit. Es ging also in erster Linie darum,  das Umfeld in der Montage wie z.B. die Materialbereitstellung und die Arbeitseffizienz zu erhöhen.

Wenn man die Arbeitsweise in der Produktion von Nexis im Maschinenraum und in der Montage beobachtete,  waren es kleine Dinge, wie zu weite Laufwege oder überflüssige Arbeitsgänge, die in Summe einen großen Teil der Verschwendung im Arbeitsprozess ausmachten. Vor allem Laufwege und Sortierprozesse werden oft zeitlich unterschätzt und bergen in Summe über einen Tag großes Potential für Verbesserungen.

Bei Steve wurde die Montagelinie so verändert, dass Mitarbeiter nur noch von einer Seite an der Linie arbeiten, um Laufwege einzusparen. Desweiteren wurden Schüttgüter direkt an der Linie bereitgestellt und via Kanban System überwacht und nachgefüllt. Wichtig war auch, dass alle Arbeitsplätze, die zur Montage gehören in die Montagelinie integriert wurden. Dies hat die Kommunikation zwischen den Mitarbeitern verbessert und über Jobrotation zu einer Kapazitätsauslastung geführt.

Die Änderungen an der Montage und die Layout Planung konnte viele Potentiale in der Fertigung heben. Steve setzte, von den Ergebnissen der Untersuchung motiviert, sofort vieles um.

Das Konzept für das zukünftige Layout steht, bei Nexis 3 wird es nun mit dem IT-Teil des Projektes weitergehen. Es macht Sinn, erst ein Konzept für die Fertigung zu haben und dann ein Informationsfluss Konzept auf die Fertigung zu planen. Die Anforderungen der Produktion, z.B. das Sortieren von Teilen (wann und wie) und die Produktionslogistik geben wichtige Rahmenbedingungen für die zukünftige Anforderungen an die IT.

Derzeit arbeitet Nexis mit vielen Software Insellösungen, was redundante Daten und einen hohen Aufwand bei der Stammdatenpflege verursacht. Ziel des IT-Projektes ist es, einen optimalen Daten und Informationsfluss zu entwickeln. Das umfasst den Geschäftsprozess vom Auftragseingang über die Planung, Arbeitsvorbereitung, Losbildung und die Datenbereitstellung und –Rückmeldung in der Produktion via Terminals. Das Ergebnis, ist ein Informations- und Datenfluss Modell für das im Anschluss die richtige ausgewählt werden kann sowie die nötigen Schnittstellen definiert werden können.

Im letzten Projektschritt folgt dann die Implementierung der IT und des Fabriklayouts. Bis dahin wird bei Nexis noch einiges zu tun sein, dennoch ist es beeindruckend,  wie schnell Nexis 3 verschiedenste Dinge aufnimmt und einfach umsetzt und sich damit entwickelt. Das Projekt soll gegen Ende 2016 abgeschlossen werden. Bis dahin werden sicherlich noch einige Abende in Rochester bei einem Genesee Bier und einer „Gabage Plate“ vergehen.

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